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„Was haben z.B. E.ON und die Finanzkrise mit den weltweit fast 1 Milliarde hungernden Menschen zu tun?“
Ansprache beim Würzburger Montagsspaziergang am 08. August 2011
Liebe Freunde in unserem Land und auf unserem Planeten
Erde passiert jeden Tag soviel Unglaubliches, so manches kann man nicht fassen, nicht ertragen und auch nicht akzeptieren. Vor wenigen Tagen hat zum Beispiel E.ON ein sogenanntes Spar- und Sanierungskonzept
angekündigt, das die Entlassung von ca. 10.000 Mitarbeitern und Standortschließungen vorsieht. Dies ist wohl eine Trotzreaktion und meines Erachtens plumpe negative Meinungsmache auf den Atomausstieg
2022.
Jahr für Jahr Gewinne in Milliardenhöhe einstreichen, trotzdem Jahr für Jahr saftige Preiserhöhungen durchführen und dann auch noch Menschen entlassen, ja
entsorgen, mehr fällt den Verantwortlichen dieses Konzerns und so manch anderer Lobbyisten wohl nicht ein.
Kein positives Zeichen für einen raschen Umstieg auf Öko - Energien, keinerlei Aufbruchstimmung,
kein „Yes we can“, sondern Versuche starten, Menschen, die Öffentlichkeit zu manipulieren um Geschäftsinteressen durchzusetzen, schlicht und einfach gesagt, E.ON versucht auf primitive Art und
Weise alles zu unternehmen um die Kuh Atomkraft zu melken, solange sie Milch gibt. Verantwortung für unser Gesellschaftssystem übernehmen, für künftige Generationen, leider Fehlanzeige, sowohl
bei E.ON als auch bei so manch anderem Energieversorger. Gewinnmaximierung ist leider oftmals einzige und gängige Strategie, und das nicht nur bei der Stromversorgung.
Zeigen wir Bürger diesen Konzernen einfach die rote Karte und steigen um auf Ökostrom. Steigen um auf Anbieter, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und saubere
Energie liefern.
Doch nicht nur auf dem Energiesektor, sondern in vielen anderen Ebenen unseres Alltags wird kräftig abgesahnt, und zwar meist zu Lasten der Bevölkerung, nicht nur
hier bei uns, sondern fast überall auf unserem gesamten blauen Planeten.
Damit kommen wir zur sogenannten Finanzkrise – zur Euro, Dollarschwäche, Bankrottgefahr ganzer Staaten, Griechenland,
Portugal, Spanien, Italien, die USA, die täglichen Schlagzeilen überschlagen sich förmlich. Wann trifft es uns?
Soll man eigentlich lachen oder weinen, wenn fast täglich das schöne Wort
„Finanzkrise“ fällt? Lachen, weil es eine wirklich tolle unverfängliche Wortschöpfung ist, oder sollten wir vielleicht doch weinen, weil Finanzkrise auch eine niedliche Umschreibung von weltweiten
Wirtschafts- und im wörtlichen Sinne, von Kapitalverbrechen ohne gleichen ist!
Ganze Banden bestehend aus Spekulanten, Banken, Finanzjongleuren, Aktienmärkten, aus Akteuren der sogenannten freien Marktwirtschaft, dabei unterstützt von
Regierungen vieler sogenannter freiheitlich demokratischer Rechtsstaaten, hebeln auf der Jagd nach der schnellen Rendite im Eiltempo das weltweite Finanzsystem aus den Angeln. Gewinne werden dabei privatisiert,
die Verluste selbstverständlich sozialisiert, den Menschen die sich nicht wehren können, sprich den Bürgern und Steuerzahlern und sogar den kommenden Generationen, als Erblast aufgebürdet.
Bei Rechtsstaaten wäre es eigentlich angesagt, dass die Verursacher zur Rechenschaft gezogen würden und mit ihrem illegal erworbenen Vermögen für die entstandenen
Schäden ganzer Volkswirtschaften aufkommen müssten. Doch was passiert in unseren Rechtsstaaten? Bis auf wenige Ausnahmen, Nichts dergleichen, im Gegenteil:
Wenn alles nicht so dramatisch
wäre, wäre wiederum schmunzeln angesagt, denn die verantwortlichen Finanzjongleure, die Profiteure durften und dürfen sich, unter kräftiger Mithilfe der Politik selbst retten, beschliessen ein Milliardenpaket,
einen Rettungsschirm nach dem anderen, mit immer höheren, wahnwitzigen Summen und das alles auch gänzlich am Volk vorbei. Das Volk darf nur die Ergebnisse dieser Klüngelrunden mit einem gewissen Erstaunen, aus
den Nachrichten erfahren.
Wer darf eigentlich für die bisherigen und künftigen Verluste gerade stehen? wie durch ein Wunder selbstverständlich die Bevölkerung, die Steuerzahler und nicht die
vereinigten Wegelagerer, die das Ganze verursacht und Unsummen von Volksvermögen vernichtet bzw. auf ihre Habenseite gebracht haben und auch weiterhin unbehelligt bringen - denn die Gewinne der
einschlägigen Finanzhaie sprudeln nach wie vor, und das in astronomischen Höhen. Wer gebietet diesen zwar staatlich legitimierten, aber in meinen Augen, dennoch kriminellen Machenschaften Einhalt? Die
Politik jedenfalls nicht, denn Politik ist seit vielen Jahren für jedermann erkennbar, nur noch Spielball des Kapitals.
Raubtierkapitalismus kennt keine sozialen Komponente, nimmt keine Rücksicht auf Staaten auf ganze Völker, auf Menschenschicksale. Raubtierkapitalismus kennt nur
eines, nämlich Maximierung der Gewinne! Raubtierkapitalismus beutet aus, nimmt nicht einmal Rücksicht auf die Ärmsten der Armen, auf die fast eine Milliarde hungernder Menschen auf diesem Planeten. Menschen,
die täglich um ihr Überleben kämpfen und keine Chance haben, jemals ihrem Elend zu entrinnen.
Jeder Hungernde, jeder Hungertote ist eine Schande für unsere sogenannten Zivilgesellschaften. Eine Schande für die Nationen die ungehemmt dem Konsum frönen, und
sich dabei noch als christliche Wertegemeinschaften bezeichnen. Alle 5 Sekunden stirbt auf diesem Planeten ein Kind an Unterernährung, täglich sterben weltweit über 25.000 Menschen an deren Folgen.
Jede Woche sterben weltweit also mehr Menschen an Hunger, als Würzburg Einwohner zählt, während bei uns Rettungsschirme für Banken und Staaten in gigantischen Höhen gestemmt werden, während hemmungsloser Konsum
quasi staatlich verordnet ist, denn unser Wirtschaftssystem ist auf immer fortwährendes Wachstum aufgebaut, damit auch auf hemmungslose Verschwendung der knappen Rohstoffe. Wir beuten unseren Planeten aus,
nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf den Bedarf der künftigen Generationen. Damit schliesst sich auch der Kreis zur Atomenergie zum 1 Million Jahre lebensfeindlich strahlenden Atommüll, der ohne jeden
Lösungsansatz für eine sichere Endlagerung, bedenkenlos der Nachwelt, unseren Nachkommen aufgebürdet wird.
Weitere Gipfel der Ungerechtigkeit: bei uns ist es sogar legal, auf Lebensmittel zu spekulieren.
Damit werden die Grundnahrungsmittel der Ärmsten der Armen noch verteuert. und, mit unseren Überschussproduktionen überschwemmen wir die Weltmärkte mit billigen Waren und zerstören damit die heimischen
Kleinmärkte die nicht mehr konkurrenzfähig sind, berauben dadurch Menschen um ihre ohnehin schon karge Existenz.
Stellt sich die gute Frage, warum ist derzeit alles so wie es ist? Um unseren
Wohlstand zu erhalten und zu mehren! Wohlstand, teilweise aufgebaut auf Ausbeutung von Menschen sowie auf Unrecht. Wollen wir das wirklich? Empört Euch liebe Freunde, denn selbst innerhalb unseres
Gesellschaftssystems versagt dieses Modell kläglich, denn es nimmt viele Menschen nicht mit, verweigert beispielsweise Mindestlöhne, verweigert sich auch hier den Ärmsten der Armen.
Es gibt leider viele viele weitere Beispiele dafür, wie unser System total versagt.
Die einzigen die diese irren Zustände ändern könnten sind wir, denn
wir sind das Volk und in freiheitlich demokratischen Rechtsstaaten das Souverän. Damit möchte ich an die Worte von Frau Eva Peteler anknüpfen, die letzte Woche hier an dieser Stelle gesprochen hat und sich
hier in unserer Region ehrenamtlich für Flüchtlinge aus aller Welt einsetzt. Wir Menschen haben eigentlich soviel Macht, Veränderungen herbeizuführen, gerechte Verhältnisse zu schaffen, Menschenrechte nicht
nur aufs Papier zu schreiben, sondern Menschenrechte aktiv zu leben, zu unterstützen, und selbstverständlich auch selbst zu beachten.
Fangen wir endlich gemeinsam damit an, eine gerechte Gesellschaft zu schaffen!
E.ON, Finanzkrise und weltweit fast 1 Milliarde hungernder Menschen haben die gleichen Ursachen, Gewinnmaximierung, die Gier nach immer mehr, mit der damit
verbundenen Ausbeutung vieler Menschen sowie des gesamten Planeten Erde, mit Missachtung von Menschenrechten auf der einen Seite! - Tägliches Leid und keinerlei Chancen auf eine bessere Zukunft auf der
Seite der Ärmsten der Armen. Können wir uns eigentlich vorstellen, was Menschen in ihrem täglichen Kampf ums Überleben empfinden, was sie denken, was sie fühlen?
LK, August 2011
Zahlen und Daten von Unicef, Zeitschriften die Zeit u Spiegel, Wikipedia, weitere div. Presseartikel
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